Gospel, eine populäre amerikanische
Liedform mit religiösen Inhalten, die um 1870 entstand. Ursprünglich entstand
der Gospel aus spontanen Zurufen von Gemeindemitgliedern während der Auslegung
des Evangeliums durch den Prediger. Ein frühes Beispiel der Gospelmusik ist
„I Love to Tell the Story" (1869) von William Fischer. Die Texte,
insbesondere diejenigen von Fanny Crosby, beschäftigen sich meist mit Errettung
und Bekehrung. Bis 1930 hatte sich eine eigene Gospelmusik der Schwarzen
entwickelt. Der Gesang, der sich mitunter zu einem ekstatischen Tanz steigert,
wird normalerweise mit Klavier oder Orgel, oft auch durch Klatschen, die
Verwendung eines Tamburins und elektrischer Gitarren unterlegt. Zu den
wichtigsten Interpreten gehören Rosetta Tharpe und Mahalia Jackson. Die weiße
und die schwarze Gospelmusik unterscheiden sich zwar weiterhin voneinander, sie
bedienen sich aber inzwischen desselben Repertoires. Stilmerkmale und
Ausdrucksmittel des Gospel hatten vor allem Einfluss auf den Hardbop und Soul.
Quelle: Microsoft® Encarta® Enzyklopädie
2000
Spiritual, zum einen als Spiritual Song (englisch:
geistliches Lied) die Bezeichnung des religiösen Volksgesanges der weißen Bevölkerung
Amerikas, entstanden Anfang des 19. Jahrhunderts in den
Massenveranstaltungen der religiösen Erweckungsbewegung. Die Ursprünge dieser
Lieder liegen in religiösen Balladen, säkularisierten Volksliedern und
evangelischen Kirchenliedern englischer Theologen wie Isaac Watts. Spirituals
wurden allgemein aus einem Bestand bereits bekannter Melodien, aus so genannten
„floating verses" (schwebenden Strophen), Refrains und angehängten
Formeln wie „glory, hallelujah" gedichtet.
Der Begriff wurde andererseits von den als Sklaven in die USA gebrachten
Afrikanern für ihre Negro Spirituals übernommen, die eine Verbindung europäischer
Musikformen mit der Emotionalität und spezifischen Gestaltungsmerkmalen
afrikanischer Musik darstellen. Vor allem in melodischer und rhythmischer
Hinsicht wurde vieles aus der afrikanischen Tradition übernommen. Dazu kam das
Call-and-Response-Prinzip der afrikanischen Musik als feste strukturelle
Komponente. Negro Spirituals wurden ursprünglich einstimmig gesungen, später
kamen polyrhythmische Begleitung mit diversen Instrumenten sowie
Fingerschnippen, Händeklatschen und Fußstampfen dazu. Ihren Durchbruch
erlebten die Negro Spirituals nach dem Amerikanischen Bürgerkrieg. Das erste
veröffentlichte Spiritual war vermutlich Roll Jordan Roll (1862). Im Laufe des
19. Jahrhunderts entwickelten sich aus den ursprünglich einfachen Formen höchst
komplexe, mehrstimmige Gesänge. Thematisch setzten sich Negro Spirituals meist
mit der sozialen Realität der amerikanischen Sklaven auseinander; sie wurden
als Arbeitslieder benutzt und enthielten manchmal geheime Informationen als
verschlüsselte Kommunikation, z. B. die Chiffre „promised land"
(das gelobte Land) als Codewort für den freien Norden der USA. Einige der
bekanntesten Negro Spirituals, die auf europäischen Vorbildern beruhen, sind
Deep River, Nobody knows the trouble I've seen und Swing low sweet Chariot. In
den dreißiger Jahren entwickelten sich aus den Negro Spirituals der schwarzen
Landbevölkerung die Gospels als religiöse Lieder der Großstadtbevölkerung.
Zu den bekanntesten Interpreten von Negro Spirituals im 20. Jahrhundert zählen
u. a. Sister Rosetta Tharpe und Mahalia Jackson.
Quelle: Microsoft® Encarta® Enzyklopädie
2000